Nach der Wende und der damit verbundenen Transformation der ostdeutschen Wohnungswirtschaft stehen die dortigen Wohnungsunternehmen vor ihrer zweiten „Jahrhundertaufgabe“: Auch sie müssen ihre Wohnungsbestände bis 2045 klimaneutral umbauen. Ein Kraftakt, der in dieser Region vor dem Hintergrund häufig schwieriger Marktverhältnisse mit wachsenden Leerständen zu bewältigen ist. Um hier die Übersicht über alle Strategiedeterminanten zu behalten (Gebäude, Personal/ Know-How, Finanzen, Kommunikation/ Gremien/ Mieter) und Lösungsansätze für konkrete Herausforderungen auf dem Weg zur Klimaneutralität zu erhalten, trafen sich am 12. September 2023 knapp 20 Wohnungsunternehmen auf dem Klimatag Mitteldeutschland in Leipzig.
Gastgeberin war die Wohnungsgenossenschaft Lipsia eG, deren Vorständin Annett Schiele die Klimastrategie ihres Unternehmens erläuterte. Deutlich wurde, dass die Lipsia mehrgleisig handelt: Neben der weiteren energetischen Ertüchtigung der Gebäudehüllen und Geschossdecken kommt es für die Genossenschaft vor allem darauf an, den Wechsel der Energieträger bei den noch gasbeheizten Gebäuden zu planen und ein Konzept zur flächendeckenden Installation von Photovoltaikanlagen zu entwickeln. Trotzdem widmet sich die Lipsia weiterhin innovativen Neubauprojekten. Die Veranstaltung fand z. B. im 2020 errichteten „Lipsia-Turm“ mitten im Stadtteil Grünau statt – ein architektonisches Statement für die Revitalisierung dieser Großsiedlung. Und jüngst startete der Bau der „Lipsia-Zwillinge“ in unmittelbarer Nachbarschaft: zertifizierte KfW 40-Häuser in Holz-Hybrid-Bauweise.
Um hierbei erfolgreich zu sein, werde sich das ganze Unternehmen organisatorisch auf dieses Globalziel ausrichten müssen. Dabei sollte z. B. geprüft werden,, ob das technische Personal sich wirklich die Klimastrategie konzentrieren kann oder ob es mit Standardaufgaben bei der technischen Begutachtung von Wohnungsabnahmen im Zuge von Mieterwechseln belastet wird. Wallner warb dafür, trotz anhaltender Unsicherheiten bei Förderkulisse, regulatorischem Rahmen und technischem Fortschritt, z. B. bei Wärmepumpen, mit der Klimastrategie zu starten. Spätere Änderungen der Strategie dürfe man dabei nicht als Planungsfehler ansehen, sondern seien Normalität. Er wies außerdem darauf hin, dass die langfristigen bilanziellen Auswirkungen der Investitionsplanungen unbedingt berücksichtigt werden sollten. Neben Connekt als Organisator der Klimatage, die mittlerweile zum fünften Male stattfanden, präsentierten sich sechs Proptechs mit ihren Lösungsansätzen:
Caala – Sanierungspotenzialanalyse
Plan 4 – Digitale Sanierungsplanung
Dotscene - Digitale Bestandserfassung
Simplifa – Grüner Aufzug
Green Fusion – Digitale Steuerung von Heizungssystemen
Doozer – Auftrags- und Handwerkermanagement bei Sanierungen
Das Konzept der Klimatage lässt sich auf die Kurzformel bringen: Management-Strategie plus konkrete Lösungsangebote plus Austausch unter Gleichgesinnten. Der nächste Klimatag findet am 9.11.23 in Berlin statt.